14. Januar 2009
Vermögen der Pensionskassen schrumpft um 13 Prozent (CHF 80'000'000'000) im Jahr 2008
Cash Life paper vom 13. Januar 2008
ZITAT
Gemäss aktuellem Schweizer Pensionskassenindex der Credit-Suisse haben die rund 2700 Schweizer Kassen massive Buchverluste eingefahren. Gemäss dem Pensionskassenexperten René Weibel variieren die Unterdeckungen zwischen 60 und 90 Milliarden Schweizerfranken. Die Hälfte der Kassen ist in Unterdeckung geraten, was bedeute, dass die vorhandenen Gelder bei weitem nicht ausreichen, die laufenden und künftigen Renten der erwerbstätigen Bevölkerung zu decken.
Sanierungsmassnahmen hingegen wollen die verantwortlichen Pensionskassenexperten nicht in die Wege leiten. Die meisten Kassen hätten einen Deckungsgrad von 95 bis 100 Prozent.
Hanspeter Konrad, Direktor des Pensionskassenverbandes Asip meint dazu: "Sicher steht zunächst die Frage der Verzinsung im Vordergrund." Je nach Umfang der Unterdeckung stünden auch Beitragserhöhungen zur Diskussion.
ENDE ZITAT
Fakten/Bemerkungen
CHF 80 Mrd (CHF 80'000'000'000) Unterdeckung werden verharmlost. Bei einer erwerbstätigen Bevölkerung von rund 4'000'000 Individuen bedeutet dies CHF 20'000 Unterdeckung pro Kopf.
Die erwähnten rund 2'700 Pensionskassen erlitten 2008 einen Verlust von ungefähr durchschnittlich CHF 30 Mio. (CHF 30'000'000)
Der verharmlosende Begriff "Buchverlust" suggeriert - da dieser nicht realisiert wurde - eine Erholung der Pensionskassenvermögen und Retablierung der Deckungsgrade zufolge Markterholung.Zur finanzbranchenüblicher Betrachtungsweise werden langjährigen - so an die 40 Jahre umfassende - Zeitreihen herangezogen. Zur Visualisierung der Wahrscheinlichkeiten wird letztlich eine Gauss'sche Glocke hervorgezaubert; welche eine Ueberzahl von Marktrenditen (Veränderung pro Zeiteinheit) im moderaten Bereich belegt. Sehr starke Ausschläge in beiden Richtungen - jene der letzten 12 bis 15 Monate 2007/2008 befinden sich weit auf der linken, jene der ersten 9 Monate des Jahres 2007 weit auf der rechten Seite des Histogramms.
Solche Extrembewegungen gelten als Ausreisser und fallen somit aus der Betrachtung weg.
Mittels solcher Statistiken bauen die verantwortlichen Manager von Pensionskassenvermögen, Asset Manager, Asset/Liability Manager, ihr eigenes Vertrauen auf.
Ihre zuversichtlichen Prognosen bezüglich den erwarteten zukünftigen Marktrenditen unterlegen sie eloquent mit lautem Rauschen wie etwa Standardabweichung, Volatilität, Probabilität, Signifikanz, Varianz, Kovarianz, Beta, Gamma, Delta und Theta und vergessen dabei, dass sich die Vergangen- heit nicht einfach in die Zukunft extrapolieren lässt.
Im Falle einer gänzlichen Auflösung einer Pensionskasse fallen die Freizügigkeitsleistungen der Mitarbeitenden in der Höhe des Deckungsgrades an. Zur Berechnung des Deckungsgrades werden sämtliche Aktiven zu Marktpreisen bewertet. Dies garantiert grundsätzlich eine wahrheitsgetreue Darstellung der aktuellen Verhältnisse.
Dabei wird die Marktliquidität vollständig ignoriert. In ordentlichem und effizienten Markt - auf SOLCHE Märktverhältnisse basiert die beschriebene Gauss'sche Verteilung - steht eine genügend starke Liquidität zur Verfügung. Beachtet werden muss der Umstand, dass diese Liquidität vor allem durch Sektorenrotation (Aktien und Obligatioenen) und Laufzeitenveränderungen (Obligationen) generiert wird.
PAPIER wird gegen PAPIER getauscht. Diese Sorte von Papier kann nicht direkt zum Erwerb langlebiger Güter und Konsumartikel herangezogen werden. Entscheidend für die Liquidität sind letztlich frei verfügbare Kontoguthaben - nicht mit Krediten generiert - bei zuverlässigen Adressen.
Buchhaltungsgrundsätze
1) Aktien werden zu Marktpreisen bewertet.
2) Zum Verkauf verfügbare Obligationen (available for sale) werden in der Regel zu Marktpreisen bewertet.
3) Bis zum Verfall zu haltende Obligationen (hold to maturity) werden zu Anschaffungswerten bewertet; ein allfälliger Gewinn oder Verlust wird erst am Rückzahlungsdatum erfolgswirksam.
4) Liegenschaftenfondsanteile werden zu Marktpreisen bewertet.
Liegenschaften werden zu Marktpreisen bewertet. (Notverkäufe unter Zeitdruck erzielen jeweils tiefere Preise.)
5) Derivate und strukturierte Produkte werden zu schwerlich nachvollziehbaren Marktpreisen bzw. Angaben der emittierenden Bank bewertet.
Fazit
Wie die letzten paar Monate zeigen, ist die Kasse nicht vernachlässigbar. So genannte leicht verwertbare Aktiven erweisen sich vielfach als zweischneidig. Allseitig bestehende Debitoren- ausstände werden in garstigem Umfeld zu langfristigen Guthaben, Kreditoren hingegen zu mittel- bis langfristigen Krediten.
Die Zahlungsmoral sinkt, die Privatwirtschaft sowie die öffentliche Hand refinanziert sich bei ihren Gläubigern bzw. Leistungsempfänger.
Empfehlung
Dem Cashflow - physische Ströme - muss mit geeigneten Massnahmen vermehrt Sorge getragen werden.
Die Assetallokation ist der Schlüssel zum Erfolg, das Stockpicking kann den Investment-managern überlassen werden.
Sorgfältig ausgearbeitete Anlagerichtlinien dienen zwingend als Grundlage zum Assetmanagement. Sie begrenzen die Aktivitäten der Verantwortlichen und der externen Manager. Allfällige aus der Verletzung solcher schriftlich abgefassten und bestätigten Vereinbarungen entstehende Verluste sind vor Gericht einklagbar. Hohe Risiken dürfen nicht eingegangen werden; die Aktiven müssen im Sinne und zum Nutzen der Leistungsempfänger zweckorientiert und sicher angelegt werden.
Der Begriff "Risiko" muss dringend hinterfragt werden. "Risiko" beschreibt lediglich die Abweichung der Portfoliopositionen gegenüber der Benchmark.
Das Systemrisiko wird anlässlich von Präsentationen ignoriert.
Sämtliche für die Anlagen zuständige Verantwortliche müssen laufend ausgebildet werden. Das Fachwissen der externen Manager muss laufend geprüft und hinterfragt werden.
Anlagen werden nur bei vollständiger Transparenz und durchgehendem Verständnis aller Beteiligten in das Anlageuniversum aufgenommen.Das Systemrisiko wird anlässlich von Präsentationen ignoriert.
Sämtliche für die Anlagen zuständige Verantwortliche müssen laufend ausgebildet werden. Das Fachwissen der externen Manager muss laufend geprüft und hinterfragt werden.
© Thomas Ramseyerhttp://www.xing.com/profile/Thomas_Ramseyer5?sc_o=mxb_p