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Thursday, November 27, 2008

AktienRückkauf - dient lediglich der "Zielerreichung" Return on Equity, der Basis für den BONUS

Autor Thomas Ramseyer
Aktienrückkaufsprogramme schaden der Eigenmittelbasis (Aktienkapital, Shareholders' Equity) sowie der Liquidität; Unternehmen werden zunehmend abhängiger von Kreditinstituten
Fortschreitende Amerikanisierung - Globalisierung - Ursache der mit Gier einhergehende Schwächung des Eigenkapitals (Shareholders' Equity)
Aktienrückkauf - Geschäftsleitungen verkennen Ernst der Lage
Geschäftsleitungen (CEO, CFO, CIO), welche erst heute im Spätherbst 2008 ihre laufenden Aktienrückkaufsprogramme sistieren - sie hätten dies schon mit dem vergleichsweise frühzeitig kommunizierten gewaltigen Volumen des UBS-Debakels tun sollen - verkennen die Wichtigkeit der Unabhängigkeit von Banken. 

Liquiditätsmangel führt zu Zusammenbruch
Mangelnde Liquidität ersten Grades kann den Zusammenbruch von Unternehmen provozieren. Beispiel: Oel- Baukrise der siebziger Jahre; KMU und Kleinunternehmen streckten wegen Debitorenausständen die Beine.

Hosensackbuchhalter in den Chefetagen
Jedes Mitglied der Geschäftsleitung, jeder Verwaltungsratsausschuss, jeder Verwaltungsrat, welche je ein Aktienrückkaufsprogramm ins Leben gerufen hat, liess sich von der Gier bonusgetriebener Manager bzw. schierem Unwissen zum Einverständnis verleiten. 

Hoher Bonus/tiefere Eigenmittel -  Bilanzen werden gefleddert
Solche Massnahmen schaden nicht nur dem Aktienkapital sondern auch dem Grad der ersten Liquidität. Hochliquide Mittel, Cash und leicht verwertbare Aktiven wie etwa Festgelder, Obligationen und Aktien, werden eingetauscht gegen tendenziell höhere Börsenkurse (auch diese eine Messlatte (Benchmark) für auszurichtende Bonuszahlungen).

Alles was von drüben kommt ist was auch immer
Die heutzutage zur Bestimmung des Marktwertes eines Unternehmens angewandte Methode abdiskontierter zukünftiger Erträgen, welche auf der Einschätzung zahlreicher Mainstream-Analysten fussen, schlägt die Investoren mit Blindheit. Euphorisch werden derartige Massnahmen begrüsst. Erwartete höhere Marktpreise (Marketvalue per share), höhere Erträge pro Aktie (Earnings per Share), höhere Dividenden pro Aktie (Dividend per Share), steuerfreie Kapitalherabsetzungen u.a.m. einhergehend mit tiefen Zinssätzen und erhöhten quartalsgemessenen volkswirtschaftlichen Wachstumsraten verursachen Positivismus ja Hysterie; jedermann gerät zum Spezialisten für Investitionen.

Anleitung zur Hebelwirkung von Erträgen bzw. Erhöhung von Bonuszahlungen bei Zielerreichung.

Ziel und Zielerreichung
Return on Equity (ROE), Marktwert pro Aktie (Börsenkurs, kurz P), Ertrag pro Aktie (Earnings per share, kurz EPS), Dividende pro Aktie (DPS).
Folgende Massnahmen werden zur Zielerreichung herangezogen:

Lehrsatz
Je grösser die Relation Fremdkapital zum Eigenkapitel (FK/EK) desto höher ROE, EPS, DPS, P, - alles Messlatten zwecks Festlegen der Boni - desto grösser die Bonuszahlungen

Einflussfaktoren
Diese Grössen können bekanntlich folgendermassen beeinflusst werden:

1) Höhere Eträge bei gleichem EK (Gewinne werden im EK behalten, erschwerend für Zielerreichung in Folgejahren, Nennwertherabsetzung kann letzterem entgegenwirken) - Bonus hoch -

2) Gleiche Erträge bei kleinerem EK
(Vorjahresgewinne werden für Aktienrückkaufsprogramme eingesetzt; vereinfacht die Zielerreichung im laufenden sowie in den Folgejahren) - Bonus hoch -

3) Höhere Erträge bei kleinerem EK
(Gewinne werden für Aktienrückkaufsprogramme eingesetzt, Manager werden zu Männern des Jahres gekürt, Leben auf Kosten der Zukunft, erschwert die Zielerreichung in den Folgejahren. Strategieanwendung kurz vor anstehendem Verlassen des Unternehmens anwenden) - Bonus sehr hoch -

4) Gleiche Erträge bei grösserem EK
(wird heutzutage leider nicht mehr praktiziert; Kapital auf Vorrat - auch wenn die Konditionen extrem günstig wären - wird nicht mehr generiert. Kapitalerhöhungen erfolgen nur noch der Not gehorchend, Eine auf Kontinuität ausgerichtete Planung kann hier wohl in Abrede gestellt werden) - Bonus tief , wohl das stärkste Argument, eine KE nur durchzuführen, wenn Notstand herrscht.

5) Höhere Erträge werden durch Kostensenkungsprogramme
Rationalisierung, Technisierung, Freisetzen von Arbeitskräften (Ausnutzen von Fluktuationen, Streichungen von Stellen, Weiterbildungsbeiträge kürzen), Beschneiden von Marketingmassnahmen - realisiert.

Alle beschriebenen Massnahmen (NachUnsDieSintflutStrategie) schaden der zukünftigen Entwicklung wegen Reduktion bzw. Stagnation der Eigenmittel (Shareholders' Equity) der Firma.

Feststellung
1) Auswirkungen auf unsere Managementkultur
Symptom der durch fortschreitende Amerikanisierung verursachten Kurzlebigkeit und Gier der heutigen Zeit: Resultate, Ziele und Ausblicke müssen quartalsweise bekanntgegeben werden.

2) Pimping up the brides
Viel Zeit wird vergeudet, die Ausweise herzurichten. Schieres ME-TOO wird als vor dem Hintergrund einer sauberen Recherche, zum Beispiel Abwehr feindlicher Uebernahmen, gefällter Management-Entscheide kaschiert.
3) Weniger Aktien/höhere Kurse - EPS, ROE und Bonus
Ultimatives Ziel: steigende Aktienkurse begründet worauf auch immer und überrissene Boni. Mitarbeiter werden nach Belieben eingestellt und gefeuert, Arbeitsplätze werden vernichtet. (Bsp. 10'000 gefeuerte Angestellte gipfeln in einer Ersparnis von ca EUR 1.5 Milliarden (EUR 1'500'000'000).

4) Die Menschlichkeit geht vor die Hunde
Zynisch hinter vorgehaltener Hand formuliert: jeder der nicht feuert, muss von allen guten Geistern verlassen sein. Dies tut heutzutage das zum HR verkommene Personalbureau.  

Human Rescources, Human Capital (kurz Commodity) sind kaltes Grausen verursachende Begriffe.

© Thomas Ramseyer
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