© Thomas Ramseyer
Kreditengpass: Szenario: Nach graduellem Schuldenabbau der Privathaushalte – mögliche Kausalkette
Effekt erzwungener Schuldenabbau der privaten Haushalte
Gemäss Statistik der Schweizerischen Nationalbank verfügen die Privathaushalte über Bargeld, Einlagen und Schuldtitel über nahezu CHF 560 Milliarden. Die Gesamtforderungen – inklusive jenen gegenüber Pensionskassen und Versicherungen – belaufen sich per Ende 2006 auf CHF 1'865 Milliarden. (Davon sind CHF 446 Milliarden Bargeld und Einlagen bzw. 113 Milliarden Schuldtitel) Demgegenüber stehen Verpflichtungen von CHF 604 Milliarden, wovon CHF 548 Milliarden Hypothekarschulden.
Stagnation bzw. Verminderung der frei verfügbaren Mittel - Abbau der Hypothekarschulden
Die Hypothekarschulden von CHF 548 Milliarden werden graduell mittels Amortisationen durch Auflösung von Ersparnissen wie Bargeld, Sparkonti und Schuldtiteln (Obligationen, Kassaobligationen) sowie Anlagen in Fonds und Aktien Rückkauf von Lebensversicherungen, Bezug von Guthaben der zweiten und dritten Säule oder durch Konsumverzicht eliminiert. Es ist aber auch möglich, dass die Banken dem inländischen Kreditmarkt gegenüber restriktiver werden.
Da alle Länder mit entwickelten Volkswirtschaften in der Klemme sitzen, wird über die Zinssätze - letztlich der Preis für Kapital - die noch verfügbare Liquidität angezogen. Dies wiederum bringt eine Aufwertung der umliegenden Währungen bzw. eine Abwertung der Heimwährung mit sich.
Die gleichzeitig erfolgenden Ablösungen der Hypotheken sowie der den Banken durch die Privathaushalte zur Verfügung gestellten Mittel führt zu einer Verkürzung der Bankbilanzen.
Das für Konsum und Sparen (Ablösen von Hypotheken) frei verfügbare Einkommen und die Ersparnisse der privaten Haushalte nimmt tendenziell ab. Nach Abschluss der lange andauernden Entschuldung kommt dann die Umkehrung dieses Prozesses in Gang.
Hypothekarschuld nicht kongruent verteilt
Da die Hypothekarschulden nicht kongruent zu den verfügbaren Anlagen verteilt sind, findet der Abbau nicht innerhalb von kurzer Zeit statt; den Privathaushalten muss ein Zeitraum von mindestens zehn Jahren eingeräumt werden. Dieses Verhalten verursacht eine Stagnation oder gar ein Schrumpfen des Volkseinkommens. Im Zusammenhang damit bringt die hohe Nachfrage nach flüssigen Mitteln eine Stagflation mit sich.
Bankerträge vermindert – Bilanzen verkürzt – Eigenmittel komfortabler
Die Erträge der Banken vermindern sich um die hieraus resultierenden Margenausfälle. Der Einfluss auf die Bankbilanzen unterscheidet sich je nach Bankengruppe (Hypothekaranteil/Sparanteil an der Bilanzsumme) erheblich. Kantonal- sowie Regionalbanken zum Beispiel refinanzieren ihre Hypotheken vielfach über mittel- bis längerfristige Darlehen bei den Pfandbriefinstituten (per 2006/07 Pfandbriefbank CHF 23 Milliarden, Pfandbriefzentrale CHF 24.1 Milliarden zusammen also mehr als CHF 47 Milliarden)
Die veränderten Eigenmittelerfordernisse tragen positiv zum Erfolg der Banken bei.
Brutto-Vermögen der Privathaushalte erleidet Verluste
Das dannzumalige Volksvermögen auf der Basis 2006 von netto CHF 1260 Milliarden verringert sich wegen steigender Zinsen sowie des Verkaufsdruckes je nach Duration der Anlagen um 4 % bis 10 % bzw. um CHF 50'000'000'000 bis CHF 126'000'000'000.
Bankerträge vermindert
Die wegen des Abbaus verminderten Kapitalanlagen der Privathaushalte – bei Banken per 2006 ungefähr CHF 1'000 Milliarden gehalten - führt zu zu einer graduellen Minderung der Bankerträge wie etwa Kommissionen, Courtagen, Depotgebühren Managementgebühren und Erfolgsbeteiligungen.
Weniger Spezialisten notwendig
Der Bedarf für Portfoliomanager, Clientrelationship Manager und andere verringert sich. Die zunehmende Ertragserosion muss durch anderes Geschäft ersetzt werden. Rationalisierungsmassnahmen wie zum Beispiel erhöhte Automatisierung, vorzeitige Pensionierungen wenn möglich und erneute Entlassungen unterstützen die Bemühungen zur Gewinnmaximierung der Banken.
Höhere frei verfügbare Mittel der privaten Haushalte
Die Entlastung der privaten Haushalte erhöht sich im späteren Verlauf wegen Hypothekarschuldentilgung um ungefähr 3.8 % oder CHF 22 Milliarden pro Jahr oder um CHF 3'000.- pro Kopf. Diese stehen später Konsum, Sparen sowie weiterer Schuldentilgung zur Verfügung. Der Aufschwung ausgehend von einer gesundeten Basis findet wieder zunehmend statt.
Verlagerung von Bankarbeitsplätzen ins Ausland
Weil die graduelle Amortisation der Hypothekarschulden zehn Jahre dauert, gelingt es, die inländischen Ertragsausfälle im Ausland zu erzielen. Die Arbeitsplätze international tätiger Firmen verlagern sich zum Teil ins Ausland. Vor allem inländisch orientierten Banken aber bleibt dieser Weg wegen fehlender Fähigkeiten verwehrt.
Neue Betätigungsfelder sowie Veränderung der demographischen Verhältnisse in ganz Europa tragen zum Ausgleich bei.
Dem Souverän (Arbeitnehmer/Konsument/Steuerzahler) wird die Rechnung präsentiert
Die höhere Zinslast der Unternehmungen hingegen wird wegen der Konkurrenzsituation zum Ausland über Rationalisierungen (Freisetzung von Personal), höhere Preise oder tiefere Löhne an die Arbeitnehmer bzw. Konsumenten weitergegeben. Auch dies führt zu einer Verminderung der für Konsum und Spartätigkeit verfügbaren Mittel.
Die Zinslast der Eidgenossenschaft steigt bei Neugeldaufnahmen – zufolge steigender Arbeitslosigkeit und tieferen Steuereinnahmen wegen des Zinsschockes tendenziell um 1.2 % bis 2 %.
Der Ausfall von Steuererträgen - Kontraktion der Märkte führt wegen steigender Zinsen vor dem Hintergrund zunehmender Verschuldung von Bund und Kantonen zu höheren Defiziten. Verminderungen der Staatsausgaben werden vehement bekämpft.
Mehr Staatsschulden – höhere Steuern
Diese Zahlungen und Ausfälle werden durch Schulden aber auch durch höhere Steuern – indirekte Steuern, Mehrwertsteuer, Bundes-, Kantons- und Gemeindesteuern - kompensiert. Das frei verfügbare Vermögen der privaten Haushalte vermindert sich.
Einfluss auf Schweizerische Volkswirtschaft
Der Einfluss auf die Schweizerische Volkswirtschaft ist offensichtlich; eine Stagflation steht in Aussicht. (höhere Preise wegen höherer Unternehmerzinsen, höhere Steuern wegen Steuerausfällen, tiefere Löhne wegen Verbesserung der Konkurrenzfähigkeit der Unternehmungen, kleinere Lohnsumme wegen vermehrter Freisetzung von Beschäftigten, deshalb tieferer Konsum wegen fehlender frei verfügbarer Mittel; Stagnation bei höherer Inflation)
Fazit:
Es ist unumgänglich, den Schuldenabbau durch geeignete Massnahmen zu forcieren. Dies ergibt die Grundlage zu einem späteren Aufschwung.
Zunehmender weltweiter Protektionismus zwingt die Schweiz vermehrt in die Isolation. Die Staaten investieren vermehrt in deren inländische Infrastruktur. Ein Beitritt zur EU - insbesondere die Aufgabe der monetären Unabhängigkeit wegen einer allfälligen Uebernahme des Euro als Währung - kommt für die Schweiz nicht in Frage.
Die Schweizerische Nationalbank SNB und somit die Schweizerische Volkswirtschaft muss ihre Unabhängigkeit bewahren. Bereits heute passt sich die Schweiz den Gesetzen, Normen und Vorschriften der EU an. Auch wenn die Schweiz mehr und mehr ins Abseits gedrängt wird und ihrer Freunde hüben (Europa) und drüben (USA) verlustig geht sowie bilaterale Verhandlungen wegen der zunehmenden Anzahl Staaten, Sprachen und Mentalitäten innerhalb der EU immer aufwändiger werden, muss sie vermehrt autark werden.
Um einen späteren Wirtschaftsaufschwung nach einem vorgängigen zehn Jahre dauernden Schuldenabbau (insbesondere Hypothekarschulden) zu ermöglichen, müssen durch eine Aenderung der aktuellen Steuerpraxis Anreize gesetzt werden.
Der Einfluss auf den Verlauf der Volkswirtschaft und die Privathaushalte fällt bei einem Schuldenabbau über die Zeit wesentlich moderater als OHNE vorgängigem Schuldenabbau. Die vermehrte Unabhängigkeit der privaten Haushalte von den Banken birgt die Ausgangslage zu vermehrter Prosperität im Zeitverlauf.
Sparen vor Konsumieren ist Remedur für marode Staatsfinanzen, Staatsschuld und die Privatverschuldung.
Das zunehmende Verschwinden des Mittelstandes wird auf diese Weise verlangsamt mit grosser Voraussicht gestoppt.
Empfehlung:
1) Erhalten der Unabhängigkeit der Schweizerischen Nationalbank, beibehalten des Schweizerfrankens als Landeswährung
2) Steuerliche Anreize – Abschaffung des Eigenmietwertes und Abschaffung des Sollzinsabzuges – zwecks vermehrten Schuldenabbaus privater Haushalte schaffen
3) Aufklärung der Bevölkerung bezüglich der Konsequenzen erhöhter Zinsbelastung wegen zunehmenden Gerangels um die noch verfügbare Liquidität.
Chancen:
Länder mit zunehmenden Ueberschüssen investieren vermehrt in den alten Volkswirtschaften.
Gefahren:
Die Lobby der Banken und Versicherungen werden das Fallenlassen des Eigenmietwertes und der Sollzinsabzüge wegen des drohenden Vermögensabbaus mit allen Mitteln massiv bekämpfen.
Letzlich geht es um Zinsmargen- und Kommissionserträge aus CHF 600 Milliarden sowie Courtagen, Gebühren und Gewinnbeteiligungen aus einem Vermögen von CHF 1'600 Milliarden. Dem Bund gehen Umsatzabgaben, dem Kanton Kantonale Gebühren sowie der Börse SWX Börsenabgaben verloren.
Die Mieter indessen sind sich nicht bewusst, dass sie über die steigenden Zinsen und das Pensionskassenvermögen ebenfalls zur Kasse gebeten werden; einem Schuldenabbau der Hausbesitzer stehen sie gleichgültig gegenüber. (Floriansprinzip)
Aus unterschiedlichen Motiven ziehen alle Parteien am selben Strick; ein Schuldenabbau soll verhindert werden. Wegen mangelnder Einsicht will keiner verzichten.
Der Souverän wird erst gar nicht aufgeklärt und gefragt; er wird ignorant behalten.
Drohargumente:
kleinere Erträge, weniger Unternehmersteuern, weniger Arbeitsplätze, kleineres Steueraufkommen der Privathaushalte, Abbau der Leistungen des Staates, oder Erhöhung versteckter Steuern bzw. Mehrwertsteuersatz.
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