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Thursday, October 27, 2011

Europa: EFSM, EFSF, ESM - komplexer Rettungsschirm verschleiert wohin die Reise geht - Schuldenabbau vor allem auch für Privathaushalte wichtig

Autor Thomas Ramseyer
Finanzkrise: Rettungsschirm und dessen Auswirkung auf die Zukunft der Bevölkerung Privatvermögen, Individuelle Altersvorsorge, Ersparnisse, Institutionelle Anleger wie Pensionskassen, AHV, Anlagefonds, Banken und Versicherungen - das Risiko geht immer zu Lasten der Allgemeinheit

Schirm versus Ballon (der ganz grosse Ballon kaum zu erahnen)
Ein Schirm schützt dessen Träger vor dem Regen. Der Ballonfahrer im Korb hingegen sitzt im Regen, bis der Ballon genügend hoch gestiegen ist, um endlich zu zerplatzen.

Massnahmen nicht geeignet, um das Vertrauen der Bevölkerung wieder herzustellen

Das Vertrauen des Volkes in die Leistungsfähigkeit einzelner Staaten muss nicht wieder hergestellt werden. 

Deren Mittel werden sowieso über Fonds, Versicherungen, Bankbilanzen, Vorsorgeeinrichtungen - in der Schweiz AHV, IV, obligatorisches BVG und überobligatorische Pensionskassenbestandteile über Fazilitäten und Mechanismen an marode Staaten weitergeleitet.

Trick des Hebels  kein Trick
Der Begriff Hebel suggeriert eine Aufblähung. Bei der Garantie von 20% des ausstehenden Volumens von neuen Anleihen handelt es sich bestenfalls um einen kleinen Anreiz zum Erwerb solcher Anleihen. Niemals aber um einen Hebel; es wird kein neues Geld geschaffen.

Einmal mehr versteigen sich die professionellen Investment Manager, das Vermögen anderer Leute vermeintlich sicher risikoreich anzulegen. (sie zeichnen munter Europäische Finanz-Stabilisierungs-Fazilität (EFSF) Bonds mit ZEHNjähriger Laufzeit, ohne zu wissen, was auf die Finanzwirtschaft zukommt)


Wer ist das Huhn, wer das Ei ???   ESM, EFSF, EFSM ???Europäische Finanz-Stabilisierungs-Fazilität (EFSF)
Diese Fazilität versorgt Krisenländer mit günstigen Krediten und kauft Staatsanleihen auf.

Dem Vernehmen nach verfügt der 2010 ins Leben gerufene EFSF-Fonds über 440 Mrd Euro (wird auf 1000 Mrd Euro aufgestockt), um den Banken Staatsanleihen abzukaufen und Kredite zu vergeben.  Die erweiterte EFSF ist von den Nationalen Parlamenten noch nicht ratifiziert worden. (voraussichtlich Ende 2011 vollständig)

Sobald der Europäische Stabilitätsmechanismus (ESM) ratifiziert ist, stellt EFSF seine Kapitalmarktaktivitäten ein. Nachdem alle dannzumalige Anleihen zurückbezahlt worden sind, wird EFSF voraussichtlich am 5. Juli 2021 aufgelöst.

Europäischer Stabilitätsmechanismus (ESM)

• Structure: Intergovernmental institution
• Total subscribed capital: €700 billion (€80 billion in paid-in capital and €620 in callable capital)
• Activity: provides loans to euro area Member States and may exceptionally
intervene in debt primary market

ESM - dabei handelt es sich auf gut Deutsch um eine Inter-Regierungs-Institution (Rechtsform unbekannt, Teilnehmer unbekannt, Beteiligungsquoten unbekannt) welcher im Zeitverlauf die EFSF konsolidieren wird. Die ESM-Vereinbarung ist von den Nationalen Parlamenten noch nicht ratifiziert worden. (voraussichtlich bevor 30. Juni 2013 vollständig)

European Financial Stabilization Mechanism (EFSM)

The EFSM essentially reproduces for the EU 27 the basic mechanics of the existing Balance of Payments Regulation for non-euro area Member States. Under EFSM, the Commission is allowed to borrow up to a total of € 60 billion in financial markets on behalf of the Union under an implicit EU budget guarantee. The Commission then on-lends the proceeds to the beneficiary Member State.

Risikopositionen Europäischer Banken in EU-Staaten rund EUR 7802 Milliarden (EUR 7'802'000'000'000) Quelle: BIZ


Griechenland EUR 128'000'000'00 - nur 1.64%
Oekonomie Griechenland: Eckwerte 2010 (Quelle CIA)
Bevölkerung: ca 10'720'000 |
0   - 14   ca 1'520'000 (14%) / 15 - 64   ca 7'100'000 (66%) / 65 +   ca 2'100'000 (20%)
Arbeitskraft: 5'000'000
Leute unter Armutsgrenze lebend: 20% bzw. ca 2'144'000

Mit Arbeitslosenraten von 625'000 [12.5 % (16 bis 64 Jahre) bzw. 25.8% (16 bis 24 Jahre)], 2 Millionen Bürger unterhalb der Armutsgrenze,  sowie dem von der EU aufgezwungenem fatalen Sparprogramm ist es für die Griechen ein schier' Ding der Unmöglichkeit innerhalb nützlicher Frist aus der Krise herauszukommen.

Fazit

Das seit zwei Jahren schrumpfende Bruttoinlandprodukt wird weiterschrumpfen. Die Arbeitslosigkeit und Armut wird innerhalb der nächsten Jahre verstärkt steigen. Ausserdem wird sich die Verschuldung der öffentlichen Hand massiv ausweiten. Die sozialen Unruhen verstärken sich. (ein Viertel aller 16 bis 24 jährigen arbeitslos und verbreitete Armut)

Griechenlands Verschuldung USD 454 Milliarden
- Banken halten USD 128 Mrd
Wer hält die restlichen USD 326 Mrd ?!

GDP PPP:    318 Mrd USD (USD 318'000'000'000)
Public debt:  454 Mrd USD (USD 454'000'000'000) bzw. 142.8 % des GDP

Banken halten USD 128 Mio

Europäische und US Banken halten rund USD 128 Mrd Griechischer Staatsanleihen. Bei gesamthaft 7802 Mrd von Banken gehaltenen Europäischen Staatsschulden beträgt der Anteil Griechenlands lediglich 1.64%.

Davon halten Banken aus Frankreich 51 Mrd, Deutschland 34 Mrd, United Kingdom 13 Mrd, Portugal 10 Mrd, Niederlande 4 Mrd, Italien 4 Mrd, Schweiz 3 Mrd, Spanien 1 Mrd. Die ohnehin gebeutelten Französischen Banken hängen bereits am Tropf der Steuerzahler (Staat).

Effektiver Einfluss auf Bilanz und Erfolgsrechnung der Banken gering - viel Lärm um nicht viel

Der 50% Haircut belastet die Banken lediglich mit USD 64 Mrd oder 0.82% auf deren Totalausstände in EU-Staaten. Dabei werden die Nominalbeträge halbiert. Es kann davon ausgegangen werden, dass die Banken ihre Griechenland- und andere Zitterpositionen seit 2010 und vor Ende Juni 2011 drastisch abbauten. Aus diesem Grunde wurde die Europäische Finanz-Stabilität-Fazilität schliesslich ins Leben gerufen.

Die Durchschnittsrendite per Annum der Gesamtportfolios verschlechtert sich je nach Laufzeit um 0.083% für zehn- bzw. 0.837% für einjährige Laufzeiten. Bei einer angenommenen durchschnittlichen Laufzeit von drei Jahren beträgt die Renditeveränderung ungefähr 0.278% p.a.

Solche Aenderungen von  Zinssätzen an den Märkten ereignen sich mitunter innerhalb eines Handelstages.

Wer hält die restlichen USD 326 Mrd ???

1) EZB im Clinch der Politiker
Einen Grossteil hält die Europäische Zentralbank (EZB). Deren Aufkäufe seit 2010 dienen dem Zweck, den Banken die Entlastung der Bilanzen zu ermöglichen. Da es zur Zeit an lukrativen Investitionsmöglichkeiten mangelt, benutzen die Banken die generierten Mittel, um kurzfristige Refinanzierungen - unter anderem Repo, Swaps - abzulösen. Die Bilanzen werden verkürzt, die Relation Fremdkapital zu Eigenkapital verbessert. (Der Beschluss des Gipfels vom 26/27. Oktober 2011, die Kernkapitalquote auf neu 9% festzulegen, nimmt den Bankkadern die Entscheidung ab.)

In der Woche zum 12. August hat die EZB offenbar für EUR 22 Milliarden Krisenpapiere aus dem Markt genommen. EZB hält nun nahezu EUR 100 Milliarden Papiere hochverschuldeter europäischer Staaten auf der Bilanz. In ihrem Portfolio befinden sich mittlerweile schlecht klassierte Obligationen aus Griechenland, Portugal, Italien, Spanien und Irland.

Mit den Interventionen am Markt für Staatsanleihen hat die EZB ihre Jungfäulichkeit verloren. Allerdings gibt es zur Zeit keine geeigneten Marktteilnehmer, solche Interventionen durchzuführen. Ausserdem ist es von Vorteil, wenn der Informationsfluss kurz geschlossen bleibt.

Der Ueberblick über die Geldmengenaggregate ist gewährleistet. Am Beispiel der Schweizerischen Nationalbank ist die Feinsteuerung der Notenbankgeldmenge mittels verfügbarem Instrumentarium in ausgereifter Manier möglich. Noten sind keine gedruckt worden. Die aufgeblasene Geldmenge kann von den Zentralbanken innerhalb kurzer Zeit verringert werden. So schnell wie aufgeblasen kann sie auch verschwinden. Dies allerdings mit unter Umst$nden einschneidenen Konsequenzen für die steuerzahlenden Individuen

2) Versicherungen

Die Versicherungen leiden nur scheinbar unter dem Schuldenschnitt von 50%. Lebensversicherungen geben die Verluste an die Versicherten weiter.

Seit ein paar Jahren werden die Versicherten auf Unit-linked Produkte umgepolt; das Risiko geht nach Abzug erklecklicher Kommissionen voll zu Lasten der Kunden. Ebenso werden Pensionskassengelder über Sammelstiftungen in verschiedenen Marktsegmenten auf alleiniges Risiko der Versicherten angelegt. Versicherungen sind mittlerweile risikoavers geworden, sie leben - wie bei Vermögensverwaltern üblich - von Kommissionen für ihre Dienstleistungen.

3) Anlagefonds

wie Versicherungen

4) Privatanleger

Diese tragen die Risiken immer selber. Bei allfälligen Verwaltungsmandaten wird von den Banken mit viel Griechisch und Mainstream argumentiert.

Risikoträger ist letztlich die Einzelperson

Vorfälle
a) Privatanleger/Steuerzahler hält Staats-Gift-Papiere (SGP) - Privatanleger/Steuerzahler - Einzelpersonen (EP)
b) Too-big-to-fail-Bank hält SGP - Aktionär, Staat letztlich der Steuerzahler (EP)
c) Versicherung hält SGP - Pensionskasse, Aktionär letztlich Versicherter/Steuerzahler (EP)
d) AHV-BVG-PK halten SGP- Versicherter/Steuerzahler (EP)
e) Privatwirtschaft hält SGP - Aktionäre Konsument, Mitarbeiter, Steuerzahler (EP)
f)  Zentralbank hält SGP - Steuerzahler (EP)
g) Pensionskasse hält SGP - Versicherter (EP)
h) Rettungsschirm versagt - Steuerzahler (EP)

Fazit - Demokratie möglichst direkt halten - Eigenverantwortung wahrnehmen

Wer immer was auch immer tut, die Einzelpersonen als Ganzes tragen das Risiko allein. Wenn es wirklich hart auf hart geht, trägt das Individuum die Verantwortung für alles, was ihm widerfährt. Nur ist er sich dessen nicht gewahr. Die Arbeitsteilung lässt er aus naheliegenden Gründen zu. In einer Demokratie wählt er seine politischen Vertreter, diese wiederum die Regierung. 

Der Einzelne vergisst, dass nicht nur der Arbeitgeber den Arbeitnehmer wählt, sondern auch der Arbeitnehmer den Arbeitgeber. Ebenso wählen Geldgeber Banken, Firmen und Institutionen für Ihre Spar-, Aktien- und Obligationenanlagen aus. Nicht umgekehrt. Aktive Beteiligung am politischen sowie am wirtschaftlichen Geschehen ist unerlässlich. Das gilt auch für die Auswahl jeglicher Gremien, welche allgemeine Interessen gebündelt wahrnehmen.

Um wirklich Verantwortung zu tragen, muss Politik und Wirtschaft selbst durch das letzte Glied in der Kette mittels möglichst direkter Demokratie an die Kandare genommen werden.

Notwendig ist vermehrte aktive Beteiligung einzelner Stakeholder

a) Wahl von politischen Vertretern
b) Teilnahme an Abstimmungen auf jeder politischen Stufe
c)  Nutzung des politischen Instrumentariums (Initiativen, Interessengruppe, Parteigründung)
d) Wahl der Vertreter in paritätischen Kommissionen von Pensionskassen
e) Zur Verfügung stellen geeigneter Personen 
f)  Freie Grundhaltung, konstruktive Rückmeldung auf alle Seiten

Bemerkungen/Erkenntnisse

Den Letzten beissen die Hunde. Der Letzte ist immer der Bürger oder dessen Nachkommen.


Der Verantwortende trägt die Konsequenzen. Passivität ist nicht einfach Nichtstun denn etwas zulassen ist gleichbedeutend mit etwas nicht verhindern.

Aktive Beteiligung am Geschehen ist unumgänglich. Es gilt die Verantwortung zurück zu nehmen. Unnötige Delegation wird vermieden. Wenn andere nichts tun, handeln wir selber, wir ergreifen die Initiative.

Grösste Gefahr: Zinssatzsteigerungen

Dies gilt vor allem für Länder mit ausgezeichneter Bonität wie etwa Deutschland, Frankreich und im Verlauf auch für die Schweiz. Der Kreditspread gegenüber Ländern mit aktuell schlechter Bonität wird sich wegen getroffener Massnahmen verringern.

Heiss diskutierter Rettungsschirm ein Nebenkampfschauplatz

Die dem System wirklich inhärente Gefahr ist eine allfällige Zinsatzerhöhung. Ein 1%-Zinsanstieg verursacht je nach Laufzeit (10 - 1 Jahre) einen Verlust von 1% bis 10%. Auf das Engagement der Banken in dere EU verursacht ein Anlagevolumen von EUR 7'000'000'000'000 (7000 Mrd) Verluste in der Grössenordnung von EUR 70'000'000'000 (70 Mrd) für Obligationen mit einjähriger bzw EUR 700 Mrd mit zehnjähriger Laufzeit.

Empfehlung - Grundsatz: kein Leverage, zuerst Sparen, dann konsumieren/investieren - keine Kredite

Realwerte erwerben bzw. bestehende vollständig eigenfinanzieren.
Privatverschuldung abbauen (Abbau der Hypothekarschulden) durch Verkauf von Papierwerten. 

Nicht vollständig eigenfinanzierte Portfolios restrukturieren; allfällige Refinanzierungen abbauen. (Abbau überteuerter Lombardkredite)

Kreditkartenschulden abbauen bzw. verhindern. Zuerst sparen, dann investieren bzw. konsumieren.
Laufzeiten allfälliger Obligationenportfolios verkürzen. Agios realisieren. 

Gleiches gilt für Firmen. Zum Schutz vor Uebernahmen ist Dekotierung empfohlen.

Bemerkung

Es ist unerheblich, wie ein Realwert bewertet wird, solange dieser nicht fremd finanziert ist. Infraststruktur hat den Wert von Infrastruktur, Häuser haben den Wert von Häusern, 1 Kilogramm Gold hat den Wert von 1 Kilogramm Gold . . .   kurz Realgüter haben den Wert von Realgütern.

Eigenfinanzierte Realgüter überdauern jede Währungsreform


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